Der interessante Fall 6: Erst aufgetretene Gesichtsfeldeinschränkung, dann Sprachstörung, dann Kopfschmerz

Die 25 jährige Polizeibeamtin stellt sich vor, nachdem am Vortag sie beunruhigende Symptome aufgetreten waren. Zunächst habe sie eine seitliche Einschränkung des Sehfeldes mit zeitweise bemerktem Flimmern am Gesichtsfeldrand bemerkt. Diese Störungen kenne sie schon und würden seit Jahren etwa 3-4 mal im Jahr auftreten, meistens komme es danach auch zu einseitigen Kopfschmerzen. Diesmal sei jedoch nach etwa 2 Stunden auch plötzlich eine Sprachstörung aufgetreten, sie habe nur mehr unverständlich lallen können. Auch ein Schreiben sei ihr nicht mehr möglich gewesen. Die Störungen seien nach etwa 5-10 Minuten wieder abgeklungen, eine Stunde später seien dann wieder starke, einseitige Kopfschmerzen aufgetreten. Heute seien auch die Kopfschmerzen wieder weg und sie sei beschwerdefrei.

Diagnose: Migräne mit Aura

Die Migräne kann nicht nur mit den bekannten Symptomen Kopfschmerz und Übelkeit, sondern auch mit einer Vielzahl von vorübergehenden Funktionsstörungen des Gehirns einhergehen. Häufig sind auftretende Sehstörungen wie ein sich langsam über das Gesichtsfeld ausbreitendes Flimmern, Sehen von gezackten Linien oder hellen bzw. bunten Erscheinungen in einem Teil des Gesichtsfeldes. Charakteristisch ist die langsame Größenzunahme oder eine Wanderung durch das Gesichtsfeld. Viele Patienten kennen zum Teil deutliche Konzentrationsstörungen und Denkschwierigkeiten während der Migräneattacke. Ebenfalls häufig sind Schwindelsymptome, meist uncharakteristisch aber manchmal auch als heftiger Schwank- oder Drehschwindel. Seltener kann es auch - wie im Fall unserer Patientin - zu kurzfristigen Sprachstörungen, Gefühlsstörungen oder sogar Lähmungen kommen, die durchaus Symptomen eines Schlaganfalls ähneln können.

Verursacht werden diese Symptome durch eine bei der Migräne auftretende, sich langsam über Teile des Gehirns sich ausbreitende, elektrische Entladungsstörung.

Der meist nachfolgende, typische Kopfschmerz, bereits früher aufgetretene, ähnliche Symptome und das charakteristische Aufeinanderfolgen unterschiedlicher Symptome mit jeweils langsamer Ausprägungszunahme erlauben dann die Diagnosestellung im Gegensatz zum Schlaganfall, bei dem (meist) alle Symptome schlagartig gemeinsam auftreten.

In jedem Fall sollte jedoch in ähnlich gelagerten Fällen die Untersuchung und Beurteilung durch einen Neurologen erfolgen.

Interessieren Sie sich für andere Fälle aus unserer Praxis ?
Hier ist eine Liste der bisher veröffentlichten Fälle:

Fall  1: Immer wieder auftretende, heftige, einseitige Kopfschmerzen
Fall  2: Regelmäßig nachts auftretendes Taubheitsgefühl und Schmerzen einer Hand
F
all  3: Zunehmendes Zittern beider Hände
F
all  4: Täglicher Kopfschmerz mit regelmäßiger Schmerzmittel-Einnahme
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all  5: Wiederholtes Drehgefühl mit Schwindel beim Hinlegen oder Aufrichten
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all  6: Erst Gesichtsfeldeinschränkung, dann Sprachstörung, dann Kopfschmerz
F
all  7: Einseitige Gesichtslähmung
F
all  8: Großflächige Gefühlsstörung am Oberschenkel
F
all  9: Häufige nächtliche Wadenkrämpfe
F
all 10: Brennen an den Fußsohlen
F
all 11: Abendlicher Bewegungsdrang der Beine
F
all 12: Anhaltendes Taubheitsgefühl von Ringfinger und kleinem Finger
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all 13: Nächtliches Schreien, Schlagen, Treten
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all 14: Immer wieder auftretende Rückenschmerzen
F
all 15: Nächtliche Bewusstlosigkeit

Ein Gedanke zu “Der interessante Fall 6: Erst aufgetretene Gesichtsfeldeinschränkung, dann Sprachstörung, dann Kopfschmerz

  1. Anonymous

    Ich habe bereits seit fast 50 Jahren starke Migräneanfälle mit Aura. Das erste Mal ist es aufgetreten während meiner ersten Schwangerschaft. Ohne Behandlung erlebte ich solche Attacken, die bis zu 24 Stunden dauerten.
    Anfängen tut es jeweils mit Augenflimmern dann setzen starke einseitige Kopfschmerzen ein, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und dann kann ich nicht mehr sprechen, nichts verstehen, nicht mehr gehen, und kaum mehr etwas erkennen. Aus diesem Grunde wurde ich schon zwei Male mit Verdacht auf Schlagafall ins Krankenhaus einge- liefert worden und ich konnte mich dagegen nicht wehren. Jetzt trage ich deshalb immer eine ärztliche Bescheinigung mit mir.
    Seit gut einem Jahr habe ich jetzt das Medikament Maxalt lingua 10mg bei mir. Wenn ich dieses sofort einnehme, dauern die Anfälle nicht mehr so lange an und ich erleide nicht mehr einen Sprachverlust. Auch hat sich durch Akupuntur die Häufigkeit reduziert

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