Der interessante Fall 9: Häufige nächtliche Wadenkrämpfe

Die 55 jährige Verkäuferin erzählt von Wadenkrämpfen, die seit etwa 2 Jahren vor allem nachts auftreten würden. Durch die Einnahme von Magnesium, das sie selbst im Drogeriemarkt kaufe, hätten sich die Krämpfe deutlich bessern lassen. Im letzten Vierteljahr habe die Häufigkeit jedoch wieder zugenommen, so dass sie inzwischen  mehrmals in der Woche nachts mit einem schmerzhaften Wadenkrampf erwache. Beide Beine seien abwechselnd betroffen. Tagsüber sei sie auch bei Belastung beschwerdefrei. Auf Befragen gibt sie an, nahezu jeden Abend mit ihrem Mann zusammen 1 Flasche Rotwein zu trinken.

DIagnose: Idiopathische nächtliche Wadenkrämpfe

Nächtliche Wadenkrämpfe sind ein häufiges Leiden. Sie nehmen mit dem Alter an Häufigkeit zu. Medizinische Ursachen, z.B. Elektrolytstörungen, Medikamenten-Nebenwirkungen, ein Diabetes, Schilddrüsen-Funktionsstörungen u.a. müssen vom Hausarzt ausgeschlossen werden. Auch Erkrankungen bzw. Störungen der Muskeln und der peripheren (außerhalb von Gehirn und Rückenmark befindlichen) Nerven können die Ursache sein, so dass bei zunehmend häufiger auftretenden Krämpfen auch eine neurologische Untersuchung erfolgen sollte. Regelmäßiger Alkoholkonsum kann die Neigung zu Muskelkrämpfen deutlich erhöhen.

Unsere Patientin zeigte bei den Untersuchungen keine Auffälligkeiten, so dass von "idiopathischen" (= ohne erkennbare Ursache) Muskelkrämpfen - der häufigsten Form - ausgegangen werden konnte.
Folgende Maßnahmen wurden ihr geraten, um die nächtlichen Muskelkrämpfe zunächst auch ohne Medikamenten-Einnahme zu bessern:

1. Auf abendlichen Alkohol verzichten, insgesamt Alkoholkonsum deutlich reduzieren.
2. Bewegung tagsüber, z.B. abendlicher Spaziergang oder Fahrradfahren.
3. Dehnübungen der Wadenmuskulatur mehrfach täglich und v.a. abends vor dem Zubett-Gehen.
4. vor dem Zubett-Gehen kalt-warme Wechselduschen der Beinmuskulatur.
5. nachts Tragen von dünnen, nicht einengenden Kniesstrümpfen. Diese verhindern die Auskühlung der Muskulatur, welche die Krampfneigung fördern kann.
6. leichtes Anheben des Bett-Fußendes, z.B. durch Einlegen einer gefalteten Decke unter die Matratze. Hierdurch wird der venöse Abfluss nachts verbessert, was ebenfalls die Krampfneigung vermindert.

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