Der interessante Fall 16: Schwindel bei Zurücklegen des Kopfes

Der 72jährige Patient hat einen langen Anfahrtsweg hinter sich um sich in unserer Schwindel-Sprechstunde vorzustellen. Bereits seit vielen Wochen komme es immer wieder zu einem heftigen Schwindelgefühl, wenn er den Kopf nach hinten lege um z.B. ein Buch oder ein Kleidungsstück aus einem höher gelegenen Regal- oder Schrankfach zu holen.
Man habe zuerst eine Durchblutungsstörung der hinteren, das Gehirn versorgenden Gefäße vermutet, entsprechende Untersuchungen hätten jedoch keine Gefäßeinengung gezeigt. Eine Kernspintomografie der Halswirbelsäule habe dann erhebliche Veränderungen nachweisen können, so dass die Diagnose eines cervikogenen (von der Halswirbelsäule ausgehenden) Schwindels gestellt worden sei. Eine Vielzahl inzwischen erfolgter orthopädischer Behandlungen einschließlich einer krankengymnastischen Übungsbehandlung habe jedoch zu keiner oder einer nur kurzfristig anhaltenden Besserung geführt.

Die neurologische Untersuchung mit einer Lagerung des Patienten zu beiden Seiten und in Kopfhängelage zeigt eine in Rechtsseitenlage auftretende, vorübergehend anhaltende, rhythmisch ruckartige Bewegung beider Augen zur Seite und nach oben, gleichzeitig gibt der Patient ein starkes Schwindelgefühl an.

Diagnose: Gutartiger Lagerungsschwindel

Unser Gleichgewichtsorgan sitzt in der Nähe des Ohres im Schädelknochen und besteht aus kleinen flüssigkeitsgefüllten, halbrunden Gängen. Dort vorhandene, kleine Kalkbrösel können in den falschen Gang geraten und durch ihr langsames Absinken dort - nach Veränderung der Kopfposition - zu einer falschen Erregung von Sinneszellen führen. Dies gaukelt dem Gehirn eine Drehbewegung des Kopfes vor und führt zu einem Drehgefühl ähnlich wie beim Fahren im Karussell. Je nach Ausprägung kann dies zu heftigem Schwindel, Übelkeit und auch Erbrechen führen.

Auftretender sekundenlanger Schwindel nach Zurücklegen des Kopfes ist fast immer Folge eines solchen Lagerungsschwindel. Sehr häufig wird dieser Schwindel aber von Ärzten einer anderen Ursache zugeordnet.
Die oft vermutete Durchblutungsstörung der das Gehirn versorgenden, hinteren Gefäße ist eine absolute Rarität und praktisch immer von anderen Symptomen begleitet.
Der ebenfalls oft hergestellte Zusammenhang mit Veränderungen der Halswirbelsäule ist immer eine Fehldiagnose, es gibt keinen anhaltenden oder wiederkehrenden "cervikogenen Schwindel".

In der Spezialsprechstunde für Schwindel unserer Praxis lässt sich in den meisten Fällen von unklarem oder therapieresistentem Schwindel nach sorgfältiger Untersuchung eine Diagnose stellen und oft auch eine erfolgreiche Therapie durchführen..

Interessieren Sie sich für andere Fälle aus unserer Praxis ?
Hier ist eine Liste der bisher veröffentlichten Fälle:

Fall  1: Immer wieder auftretende, heftige, einseitige Kopfschmerzen
Fall  2: Regelmäßig nachts auftretendes Taubheitsgefühl und Schmerzen einer Hand
F
all  3: Zunehmendes Zittern beider Hände
F
all  4: Täglicher Kopfschmerz mit regelmäßiger Schmerzmittel-Einnahme
F
all  5: Wiederholtes Drehgefühl mit Schwindel beim Hinlegen oder Aufrichten
F
all  6: Erst Gesichtsfeldeinschränkung, dann Sprachstörung, dann Kopfschmerz
F
all  7: Einseitige Gesichtslähmung
F
all  8: Großflächige Gefühlsstörung am Oberschenkel
F
all  9: Häufige nächtliche Wadenkrämpfe
F
all 10: Brennen an den Fußsohlen
F
all 11: Abendlicher Bewegungsdrang der Beine
F
all 12: Anhaltendes Taubheitsgefühl von Ringfinger und kleinem Finger
F
all 13: Nächtliches Schreien, Schlagen, Treten
F
all 14: Immer wieder auftretende Rückenschmerzen
F
all 15: Nächtliche Bewusstlosigkeit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert