Der 43jährige Unternehmer erscheint in Begleitung seiner Frau. Die Ehefrau ist deutlich beunruhigter als der Patient selbst. In der Nacht zuvor sei sie durch ein lautes Fallgeräusch erwacht und habe ihren Mann im Bad am Boden liegend aufgefunden. Er sei auf dem Rücken gelegen, die Augen geschlossen, sie habe ein/zwei Zuckungen beider Arme gesehen. Auf lautes Rufen seines Namens und Tätscheln im Gesicht habe er zunächst nicht reagiert, nach etwa einer Minute habe er dann die Augen geöffnet, habe kurz etwas verwirrt gewirkt, habe sie dann aber sofort erkannt und berichten können, was passiert sei. Er sei mit Harndrang nachts erwacht, zur Toilette gegangen, nach Entleerung der Blase aufgestanden. Er könne sich an ein auf dem Rückweg auftretendes, kurzes Schwindelgefühl erinnern und danach erst wieder an das besorgte Gesicht seiner Frau über ihm am Boden liegend.
Der hausärztliche Internist hatte bereits einige Untersuchungen durchgeführt und wegen der beobachteten Zuckungen jetzt eine neurologische Untersuchung veranlasst.

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Die 53jährige, deutlich übergewichtige Sekretärin kommt ohne Überweisung in unsere Praxis. Sie berichtet, dass sie in den letzten Jahren immer wieder unter Rückenschmerzen leide, die immer häufiger auftreten und immer länger anhalten würden. Auch jetzt habe sie wieder bereits seit 2 Wochen anhaltende Rückenschmerzen, die ihr vor allem in der Arbeit am Schreibtisch zu schaffen machen würden.
Orthopädische Behandlungen hätten bei früheren Schmerzepisoden gut geholfen. Inzwischen würden aber Ibuprofen / Voltaren und Co. und sogar wiederholte Spritzen kaum mehr Wirkung zeigen. Ihrer Überzeugung nach müsste daher ein Nervenschaden für die Schmerzen verantwortlich sein.
Die neurologische Untersuchung ergibt jedoch keinen Hinweis auf eine Schädigung von Nerven oder Nervenwurzeln.

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Hintergrund:
Gehirn und Rückenmark schwimmen frei in einem Flüssigkeitsraum, der sich vom Schädelinneren bis zur Lendenwirbelsäule erstreckt.
Ähnlich den Blutveränderungen bei Krankheiten des Körpers kommt es zu messbaren Veränderungen dieser Flüssigkeit - dem sogenannten "Liquor" - bei vielen Erkrankungen des Zentralnervensystems.
Da das Rückenmark nur bis zum 1. Lendenwirbelkörper reicht, der Liquorraum sich aber noch über die ganze Lendenwirbelsäule fortsetzt, ist im unteren Teil eine Liquorentnahme gefahrlos möglich.

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Hintergrund:
Jeder kennt das sich ändernde Geräusch eines vorbeifahrenden Polizeiwagens mit eingeschaltetem Martinshorn.

Schallwellen, die von einem sich bewegenden Objekt ausgehen, ändern ihre Frequenz je nach Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit des Objekts. Dieser sogenannte "Dopplereffekt" wird genützt, um mit Ultraschallwellen die Fließgeschwindigkeit der Blutkörperchen in den Arterien zu ermitteln.

So lassen sich Gefäßverengungen - sogenannte "Stenosen" - auffinden, die Ursache von Durchblutungsstörungen im Gehirn sein können.

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Hintergrund:
Äußere Reizimpulse, die über die Sehbahn, den Hörnerv oder die Gefühlsnerven das Gehirn erreichen, führen dort zu einer Veränderung der ständigen elektrischen Gehirnaktivität (siehe Abschnitt EEG).
Diese minimalen Veränderungen lassen sich erfassen, wenn die messbare Gehirnaktivität nach wiederholt gleichartigem Reiz elektronisch aufsummiert wird und die durch den Reiz ausgelösten Impulse ("evozieren" = auslösen) sich so vergrößert darstellen.
Höhe (Amplitude) und zeitliche Verzögerung (Latenz) des Auftretens dieser "Potenziale" werden gemessen und geben Hinweise auf Schädigungen der Seh-, Hör- oder Gefühlsnerven und der jeweiligen Bahnen im Zentralnervensystem.

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Hintergrund:
Entlang der Nervenbahnen werden die Impulse vermittelt, die z.B. einen Muskel zur Aktivität veranlassen (motorische Nervenfasern) oder dem Gehirn Wahrnehmungen am Körper melden (sensible Nervenfasern). Motorische und sensible Nervenfasern verlaufen häufig gemeinsam gebündelt in den einzelnen Nerven.

Durch elektrische Reizung der Nerven an geeigneter Stelle und Ableitung der hierdurch künstlich erzeugten Impulse an anderer Stelle lässt sich die Geschwindigkeit der Nervenleitung berechnen. Die Höhe des abgeleiteten Impulses gibt außerdem einen Hinweis auf die Anzahl der beteiligten und funktionsfähigen Nervenfasern.

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Hintergrund:
Bei einer beabsichtigten Bewegung eines Körperteils werden elektrische Impulse entlang der Nervenbahnen bis an die einzelnen Muskelzellen weitergegeben. Bei der Aktivierung der Muskelzellen werden ebenfalls elektrische Entladungen der Muskel-Zellwand ausgelöst, die sich in deren unmittelbarer Umgebung messen lassen. Um diese Entladungen messen zu können, wird eine dünne Ableitnadel in den Muskel eingestochen, an deren Spitze eine punktförmige Ableitelektrode gegen die Stahlhülle isoliert eingelassen ist.

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Dr. Richard Ippisch

1. Die Erhebung der Vorgeschichte

Die Untersuchung beginnt im Sprechzimmer immer damit, dass Sie Ihre Beschwerden beschreiben. Dabei ist natürlich eine möglichst genaue Schilderung der Symptome (was genau verspüren Sie...?) und des zeitlichen Ablaufs ("seit wann..., wie oft...?") für den Untersucher wichtig. Es folgen meist einige gezielte Nachfragen.

Sie gehen danach in das angrenzende Untersuchungszimmer und werden gebeten, sich zu entkleiden, die Unterwäsche können Sie in der Regel anbehalten, die Strümpfe müssen Sie ausziehen. Dies ist für eine komplette neurologische Untersuchung mit Prüfung der Reflexe erforderlich, die bei der Erstvorstellung immer durchgeführt wird, auch wenn Sie Ihre Beschwerden beispielsweise nur am Kopf oder an der Hand haben.

2. Der körperliche Befund

Während der Untersuchung wird zunächst der Kopf untersucht: Augenbewegungen, Gesichts- und Halsmuskulatur, das Gefühl im Gesicht, das Hören etc. werden nacheinander kurz geprüft.
Danach folgen Tests des Gleichgewichtssystems und der Bewegungskoordination sowie der Arm- und Beinkraft im Sitzen, Stehen und Gehen, im Anschluss werden Sie aufgefordert, sich auf eine Liege zu legen.
In entspannter Rückenlage werden jetzt die Reflexe und das Gefühl an Armen und Beinen geprüft. Der einzig unangenehme Teil der gesamten Untersuchung ist hierbei das Kratzen am Außenrand beider Fußsohlen zur Überprüfung des sog. Babinski-Zeichens.
Die gesamte körperlich-neurologische Untersuchung dauert etwa 5 Minuten.

3. Die apparativen Untersuchungen

Hieran schließen sich in der Regel 1 - 3 apparative Untersuchungen an, die sich natürlich an der Art der Beschwerden und der vermuteten Diagnose orientieren.
Beispielsweise wird bei Schmerzen, Gefühlsstörungen oder Lähmungen an Armen und Beinen meist eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Neurografie) oder der elektrischen Muskelaktivität (EMG = Elektromyografie) erforderlich sein.
Bei Kopfschmerz oder nach einer aufgetretenen Bewusstlosigkeit wird in der Regel eine Messung der Gerhirnströme (EEG = Elektroencephalografie) vorgenommen.
Bei vermuteten Durchblutungsstörungen des Gehirns kann die Blutströmung der Hals- und Hirngefäße mit Ultraschall gemessen werden (Dopplersonografie).
Bei speziellen Fragestellungen kann auch eine Messung der visuellen / akustischen / somatosensorischen Potenziale oder selten auch eine Entnahme der Rückenmarksflüssigkeit (Liquorpunktion) erforderlich werden.

Für die Gesamtdauer aller apparativen Untersuchungen müssen Sie je nach erforderlichem Umfang zwischen 10 und 30 Minuten rechnen.

4. Das Abschlussgespräch

Meist erlauben die erfolgten Untersuchungen bereits jetzt eine Diagnosestellung und einen Therapievorschlag, die in einem abschließenden Gespräch erörtert werden. Sie haben hier Gelegenheit zu nachträglichen Anmerkungen oder gezielten Fragen.
In einigen Fällen werden noch weitere Untersuchungen entweder in der Praxis oder in einem Röntgeninstitut erforderlich sein. Nach Vereinbarung eventueller auswärtiger Termine erhalten Sie dann einen Wiedervorstellungstermin in unserer Praxis.

5. Der schriftliche Arztbericht

Nach Abschluss der Diagnostik erhält Ihr Hausarzt bzw. der überweisende Arzt grundsätzlich einen ausführlichen schriftlichen Bericht. Da diese Berichte nach Diktat geschrieben werden, ist mit einer Verzögerung von 1-3 Tagen bis zum Vorliegen beim Hausarzt zu rechnen.

Dr. Richard Ippisch (aktualisiert am 22.11.2021)

Kopfschmerz gehört zu den häufigsten Beschwerden der Menschheit. Bei Umfragen geben bis zu 90% aller Befragten an, im letzten Jahr mindestens einmal unter Kopfschmerzen gelitten zu haben. Die meisten Betroffenen suchen keinen Arzt auf und behandeln sich selbst: Mehr als 13 Tausend Tonnen Aspirin werden jährlich weltweit verbraucht, der überwiegende Teil davon zur Behandlung von Kopfschmerzen.

Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz

Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft unterscheidet in ihrer 2018 zuletzt aktualisierten Klassifikation (ICHD-3) mehr als 100 verschiedene Kopfschmerzarten, die sich anhand ihrer typischen Merkmale voneinander unterscheiden lassen.
Grundsätzlich sollten v.a. neu aufgetretene und häufige Kopfschmerzen klar diagnostisch zugeordnet werden, denn eine bloße Behandlung mit Schmerzmitteln ist hier nur selten optimal.

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